01.12.2003
- 12:50 Uhr - Buenos Aires/Argentina
Zollgeschichte
Heute ist es soweit. Wir wollen unsere Motorraeder aus dem Container holen.
Unser Glueck: MICAELA, die Argentinierin hilft uns mit ihrem fliessendem
Spanisch beim Zoll. Wir versuchen es also auf eigene Faust, d.h. ohne
geldgierige Agenten. Die Spedition sagte uns, bevor sie uns dann zum Zoll
geschickt haben, dass wir gegen 13 Uhr, wenn wir alle Papiere zusammen
haetten zum Container gehen duerfen. Wird es spaeter, dann ginge auch
15 Uhr in Ordnung. Na dann mal los... Mit grossem Engagement und vollem
Einsatz der weiblichen Waffen schafft Micaela es in nur zwei Stunden alle
Papiere fuer 8 Motorraeder abzuwickeln. So standen wir voller Freude um
viertel vor eins wieder bei der Spedition, aber auf einmal soll nichts
mehr gehen. Wir hoeren, dass wir erst am nachsten Tag an die Motorraeder
herankommen sollen.
Sie gaben es zwar nicht zu, aber sie haben nie damit gerechnet, dass wir
die Papiere in nur zwei Stunden besorgen konnten. Fakt ist: Wir waren
an diesem Tag erst gar nicht eingeplant. Alle Ueberredungskuenste incl.
Schmiergeldversuche unsererseits scheiterten. Zahlen sollen wir aber pro
Person 120 US Dollar und das bei einer betimmten Bank ausserhalb des Hafens.
Wir versuchen nocheinmal alle Hebel in Bewegung zu setzen, aber nichts
ruehrt sich!!!
OK, dachten wir, das ist der Einstieg in die vielberuechtigte MANANA-Mentalitaet.
Am naechsten Tag versuchten wir erneut unser Glueck. Durch die Beschwerde
und die Aufregung vom Vortag trat man uns freundlich und etwas vom schlechten
Gewissen geplagt gegenueber. Alles sei kein Problem und soll auch ganz schnell
gehen. Wir werden sogar zu Kaffee und Kuchen in die hauseigene Kantine eingeladen.
Immer wieder heisst es: In 10 Minuten gehts weiter. Viele Papiere muessen
ausgefuellt werden und Nummern und Stempel werden hin und her gereicht,
sodass keiner mehr den Ueberblick behaelt. Das 10 Minuten auch ohne weiteres
auch 90 Minuten bedeuten koennen, erfahren wir an diesem Tag mehere Male.
Nach ueber 6 Stunden und insgesamt 12Stunden in zwei Tagen ist es dann endlich
geschafft. Wir sehen unsere Motorraeder!!! Aber ohne die Hilfe von Micaela
haetten wir bestimmt eine Woche gebraucht...
Die Motorraeder stehen zwischen 100.000 Knoblauchkisten in einer Lagerhalle.
In ca. 1,5 Stunden sind alle Bikes startklar und wir verabschieden uns von
etlichen staunenden Lagerarbeitern mit donnerndem Getoese und entfernen
uns vom Hafen. Im Gepaeck haben wir unser Einreise-Gast-Geschenk: 8 Knoblauchknollen.
Auf der naechsten Tankstelle verabschieden wir uns von der Haelfte der Truppe
und brechen mit Marcus und Joerg gen Sueden auf. Wir lassen die Stadt Buenos
Aires hinter uns und stranden nach ca. 120 km in dem kleinen Oertchen Magdalena
direkt am Rio del la Plata auf einem Campingplatz.
10.12.2003
- 9:59 Uhr - Argentinien
Durch Patagonien
Wir verbringen den folgenden Tag in Magdalena komplett damit unsere Motorraeder
neu zu packen und einiges zu verbessern, aendern etc. Mittags fahre ich
mit Mark in die Stadt um einzukaufen und Geld zu tauschen. Wir parken
direkt im Zentrum vor einer Bank. Gleich werden wir von einem Polizisten
aufgefordert unsere Papieren zu zeigen. Ein zweiter kommt hinzu und will
wissen, was wir denn alles so dabei haben. Wir sollen sogar unsere Alukoffer
oeffnen und sie inspizieren unsere Ausruestung. Wir sind die absolute
Attraktion und eine Menschentraube versammelt sich um uns herum.
Alle fragen das Gleiche: Woher, wohin, wie lange, wie schnell, wieviel,
Hubraum, PS, KM, usw. Nach 30 Minuten koennen wir endlich in Bank um Geld
zu tauschen. Warscheinlich kommt es aeusserst selten vor, dass jemand
versucht Traveller Cheques zu tauschen. 3 Bankangestellte ziehen sich
zur Beratung in ein Nebenzimmer zurueck. Ich selbst werde in ein anderes
Buero gefuehrt. Aber am Ende nach ueber einer Stunde laeuft alles problemlos.
Mit
genug Pesos in der Tasche fallen wir in einen Tante-Emma-Laden ein. Der
Besitzer versucht uns gleich sein gesamtes Sortiment zu verkaufen und
wir lernen zum ersten Mal uns abzugrenzen und auch NEIN zu sagen. Aber
alle Leute sind super freundlich und wuenschen uns nur das BESTE und immer
viel Glueck. SUERTE,SUERTE!!! rufen sie uns immer hinterher. Den darauffolgenden
Tag verbringen wir unter einem Wellblechschuppen am Campingplatz, weil
es ueber 14 Stunden lang regnet.
Am Freitag, 05.12 brechen wir nach AZUL auf.
Dort gibt es einen kleinen Motorradclub in der Stadt, der von Jorge "el
presidente" gefuehrt wird. Aus vielen Reiseberichten wussten wir,
dass dort Reisende immer Willkommen sind und auch kostenlos uebernachten
koennen. Ausserdem soll es traditionell Freitags immer ein ASADO geben.
Dort angekommen werden wir gleich superfreundlich mit den Worten: "Mein
Haus ist euer Haus in Argentinien" aufgenommen. Jorge erzaehlt von
einem Reisenden, der einmal sogar zwei Monate geblieben ist...
Wir
haben aber nur eine Nacht eingeplant. Verwunderlich ist nur, dass mitten
auf dem Tisch 6 Pakete Spagetti liegen. Auf die Frage, was denn die Spagetti
zu bedeuten haben, obwohl doch Freitag ist, erklaert uns Jorge, dass es
ausgerechnet an diesem Tag ein Ausnahme geben soll. Kurzum aendern wir
den Plan und schlagen vor, Jorge und die ca. 15 angekuendigten Mitglieder
zum ASADO einzuladen. So besorgen wir 7 kg Fleisch, Salat und Brot. Alle
sind begeistert und es wird die bislang laengste Nacht. Am naechsten Morgen
durften wir uns noch mit Pinsel und Farben an den Waenden verewigen, so
wie es schon viele Reisende vor uns getan haben. Auch der obligatorische
Gaestebucheintrag darf natuerlich nicht fehlen.
Am 06.12 fahren wir die gut asphaltierte Routa 3 Richtung Sueden und landen
vor Bahia Blanca im kleinen Oertchen MEDANOS. Hier fragen wir einen Bauern,
ob er uns ein Stueck Land zum zelten abtreten kann. Er hat sich sehr gefreut
und auch spontan JA gesagt. Wir sollen das Stueck gemaehte Wiese dort
drueben nehmen...dort wo das Gras noch hoch ist, soll es Schlangen geben...na
ja, macht er uns nur Angst, oder hat er vielleicht Recht? Wir haben es
zum Glueck nicht herausgefunden. Am naechsten Tag ging es weiter nach
Viedma. Wir haben erfahren, dass dort am Rio Negro von "horizont
unlimited" das erste Fernreise-Treffen stattfinden soll. Im Eingang
werden wir glich mit grossem HALLO und Videokamera empfangen. Direkt nachdem
wir unser Lager aufgeschlagen habe koennen wir ein Bad im kuehlen Fluss
geniessen. Das war auch mal wirklich notwendig nach tagelanger Duschabstinenz.
Hier treffen wir Leute wie Mikka Kuhn, der bereits seit 4,5 Jahren mit
einer XT 600 Tenere um die Welt reist.
Auch Simon, ein verrueckter Traveller mit selbstgebautem Motorrad ist
anwesend und haelt abends noch einen Diavortrag und spricht ueber seine
Projekte. Danach gibt es wieder ein grosses ASADO. Als Vegetarierer waere
es hier wirklich schwer. Am naechsten Tag bringt sogar das Regionalfernsehen
"PATAGONIA" einen ziemlich langen Bericht ueber das Treffen.
Oskar, ein Argentinier der das Treffen organisiert hat, laed uns dann
noch einen Tag spaeter zu sich nach Hause ein und zeigt uns selbstgemachte
Videos des Treffen, sowie den aufgenommenen Fernsehbericht. Wir sind begeistert
ueber soviel Aufmerksamkeit. Mit ihm und seiner Familie verbringen wir
den gesamten Abend incl. ASADO...... und Gitarrenmusik seiner Tochter.
So, wir denken jetzt noch einen Tag hier zu verweilen um ersteinmal zur
Ruhe zu kommen. Wir sind jetzt zwar erst 12 Tage unterwegs, aber wir haben
doch schon so viele neue Eindruecke zu verarbeiten.
Unser Spanisch uebrigens ist zwar "terrible" und holprig, aber
ausreichend genug, um die wichtigsten Dinge des Alltags zu regeln. Unsere
Motorraeder laufen bislang problemlos ueber die bislang 1100 zurueckgelegten
Kilometer.
Unser naechstes Ziel wird die Halbinsel "PENINSULA-VALDEZ" sein,
wo es Wale, Seeloewen und auch die Pinguine zu sehen gibt.
Zur Zeit haben wir 30 Grad, blauer Himmel und die Papageien in den Baumwipfeln
sitzen. Auf der anderen Seite gibt es aber riesige behaarte Spinnen und
Schlangen zu bewundern. Leider hatten wir bislang keine Moeglichkeit Bilder
hochzuladen, wird aber noch folgen.
Bis
die Tage,
Mark & Klaus
 
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